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Anzucht statt Freilandaussaat für Stangenbohnen & Zuckerschoten

Aktualisiert: 1. Juli



In 11 Tagen zur pflanzfertigen Stangenbohne
In 11 Tagen zur pflanzfertigen Stangenbohne

In dieser Saison ist sprichwörtlich der Wurm drin, einige Freilandaussaaten hatten es hier noch nie so schwer wie in diesem Jahr. Wer jetzt an Schnecken denkt liegt allerdings nur teilweise richtig, die sind für gekeimte Jungpflanzen problematisch, aber unter der Erde lauern weitere gefräßige Lebewesen die einem Gemüsebauer das Leben schwer machen wollen. Aufgrund des sehr hohen Niederschlags im Mai (150mm) sind diese Plagegeister nämlich immer noch in der obersten Erdschicht anzutreffen. Je trockener der Boden wird desto tiefer verziehen sie sich, aber so lange kann man bei einigen Kulturen nicht warten.  

Es geht um den Drahtwurm, Wurzelbohrer und die Maden der Saatfliege. Alle drei bedienen sich derzeit am aufquellenden Samen und erschweren aktuell Freilandaussaaten wie Erbsen oder Bohnen. Teilweise ist es so schlimm das von 100 Korn nur 2-3 zur Pflanze werden. Das ist von Beet zu Beet unterschiedlich, während bei mir im vorderen Areal alles glatt gelaufen ist mit meinen Stangenbohnen, musste ich im hinteren Areal mit anschauen wie von 130 Korn Borlotti Bohnen letztendlich keine 5 Pflanzen zustande gekommen sind.



Die Made einer Saatfliege
Die Made einer Saatfliege

Wie immer ist es ein Mix an Problemen die zusammenkommen, zu nasse Erde, zu schnelle Krustenbildung die den Keimling am durchbrechen hindert, und eben die 3 benannten Kollegen. Weil der Samen sich schwer tut oben raus zu kommen, haben Saat Maden, Drahtwurm, und Wurzelbohrer ein leichtes Spiel. Wenn ich nicht wüsste das die drei Kollegen schuld sind würde ich sagen das Saatgut taugt nicht, aber wer das selbe Saatgut in die Anzucht gibt wird schnell sehen das diese Methode eine wahre Freude ist, weil oftmals 100% Keimquote winken.



100% Keimquote bei Borlotti in Anzucht
100% Keimquote bei Borlotti in Anzucht / Tag 10 der Anzucht


Jetzt lohnt sich die Anzucht natürlich nicht wenn man große Mengen anbauen möchte, also für Buschbohnen oder Markerbsen müsste ich ein dutzend Saatschalen anlegen, das würde ins Geld gehen aufgrund der Anzuchterde. Ganz zu schweigen vom Arbeitsaufwand, aber für Stangenbohnen lohnt die Anzucht in Multitopfplatten definitiv. Für Zuckerschoten von denen ich nicht so viele Pflanzen brauche ist die Methode auch super geeignet. Mit einer QP54 bestücke ich 18 Stangen a 3 Pflanzen pro Stange für die Borlotti, bei Berner Landfrauen zum Beispiel gehen auch 3-5 pro Stange ohne das es zu dicht wird.



Zuckerschoten Anzucht in QP54
Zuckerschoten Anzucht in QP54

Für Stangenbohnen und Zuckerschoten kommt bei mir die QP54 zum Einsatz. Die Anzucht wird im Haus zum keimen gebracht weil es im Gewächshaus an sonnigen Tagen zu warm ist und die Erde zu schnell austrocknen würde. Sobald die Samen aufgegangen sind muss man allerdings auch sofort die Saatschale nach draußen bringen damit es keine langen dünnen Pflänzchen werden. Nach draußen heißt nicht ins Gewächshaus, aber auf einen Tisch auf der Terrasse oder so. Wichtig ist das die Keimlinge von Anfang an einen Temperaturunterschied zwischen Tag und Nacht spüren, ansonsten schießen sie in die Länge und bilden in der Folge weniger Blüten und Frucht. Stangenbohnen sollten nicht länger als 14 Tage in der Saatschale bleiben weil sonst die Wurzeln zu stark verdrehen. Zuckerschoten können auch gute 21-25 Tage in der Saatschale bleiben. Ihr seht ja anhand der Fotos das die Bohnen viel schneller Wurzelwerk aufbauen als Erbsen.


Hier meine Anzuchtroutine für Stangenbohnen mittels QP54 Anzucht

Saattiefe: 3 cm für Stangenbohnen / 2 cm für Zuckerschoten

Saatschale: QP54

Standort: Südfenster

Verweilzeit im Haus: Maximal 8 Tage

Verweilzeit in Qp54: Maximal 14 Tage

Die Bohnen werden bei mir nicht in Wasser eingelegt um zu quellen. Einige Bohnensorten können mit einweichen faulen, zum Beispiel Soja Bohnen.


Hier ein aktuelles Beispiel mit komplettem Ablauf für Borlotti Stangenbohnen

Zimmertemperatur aktuell 23-24 Grad / Südfenster

Tag 1: Aussaat (26.05.2024)

Tag 5: Erde hebt sich

Tag 7: Bohnen brechen durch (An Tag 7-9 Erde wieder rein drücken)

Tag 8: Ab nach draußen zum akklimatisieren

Tag 11: Auspflanzen (06.06.2024)



Zuckerschote nach 11 Tagen Anzucht
Zuckerschote nach 11 Tagen Anzucht

 

Was sind die großen Vorteile?

Als erstes die Keimgeschwindigkeit, im Freiland brauchen Borlotti Bohnen als wärme liebende Stangenbohne 9-14 Tage, im Haus 5-7 Tage. Die Keimquote, in guten Jahren im Freiland 70%, in Anzucht 99,5% mit meiner eigenen Saat. Da nichts an den Bohnen nagen kann, und auch keine Mikroorganismen den Keimprozess verschlechtern, ist die Anzahl an Pflanzen die man über Anzucht erhalten kann am höchsten. Bohnensaatgut ist teuer, der Aufwand dieses herzustellen ist hoch, also lohnt es sich jedes Korn zu einer Pflanze werden zu lassen.


Solltet ihr auch Probleme haben mit der Freilandaussaat von Zuckerschoten oder Stangenbohnen haben, kann ich euch meine Methode nur wärmstens ans Herz legen, versucht es mal, es ist leicht und extrem effektiv. Denn wenn ihr so kleine kräftige Jungpflanzen raus setzt haben sie einen schönen Vorsprung und sie sind für Schnecken dann auch weniger attraktiv weil sie ihnen davon wachsen werden.

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