Mit dem ökologischen Süßkartoffelanbau beschäftige ich mich seit 2017, und zu 90% mussten meine Süßkartoffeln bisher immer im Freiland wachsen. Es gab aber auch Jahre in denen ich einfach zu viele Jungpflanzen hatte, in diesen Jahren durften immer mal ein oder zwei Pflanzen in einen meiner Folientunnel. Die Erträge dieser Pflanzen waren meistens schlechter als von den Pflanzen im Freiland, was auf die geringeren Wassermengen zurückzuführen war. Draußen regnet es und der Boden nimmt mehr Feuchtigkeit auf, in einem Folientunnel regnet es nicht und der Boden sowie die Pflanzen müssen mit dem klarkommen was ich an Wasser spendiere. Das war auch der Hauptgrund wieso ich in den Folgejahren bei meiner klassischen Methode im Freiland geblieben bin und die Süßkartoffeln nicht im Tunnel angebaut habe.
2020 war so ein Jahr in dem 2 Süßkartoffelpflanzen in meinem kleinen Folientunnel wachsen durften. Als ich dort im November die Ernte vollzog, bemerkte ich das der Boden feuchter war als an den Stellen wo kein Laub der Süßkartoffeln den Boden schattieren konnte. Der Ertrag war auch nicht so übel, die Knollen waren zwar etwas kleiner, aber zahlreich. Das war eine Erkenntnis die ich in meinem Gartentagebuch notiert habe. Da stand: „ToDo Experiment: Süsskartoffel als Bodendecker in Mischkultur mit Tomaten um Bodenverdunstung zu reduzieren“. Weder 2021 noch 2022 habe ich dieses Experiment machen können, 2021 gab es andere Experimente die Vorfahrt hatten und 2022 gab es keine Experimente wegen dem Ukraine Krieg, da lag mein Fokus auf maximal produktive Selbstversorgung sowie meinen Sortenerhalt. Nebenbei hatte ich den Vermerk auch schon vergessen, wenn ich ehrlich sein soll.
Im Januar 2023 schnappte ich mir meine Gartentagebücher um das Timing meiner Anzucht zu optimieren. Wie der Zufall es so wollte stolperte ich auch über den Vermerk von 2020, was indirekt mein „Try and Fail Konzept“ (Buch Seite 65) voll bestätigte. Damit war klar das dieses Experiment 2023 auf den Plan musste. Ich hätte mich für den kleinen Tunnel entscheiden können, aber ich wählte den großen Tunnel in dem ich meine Erhaltungszucht für Tomatensorten betreibe. Ziel war es 2 Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, 2 wichtige Ernten aus einem Beet und weniger Gießaufwand durch zusätzliche Bodenschattierung, kurz gesagt: der Traum eines Selbstversorgers.
Tomaten werden bei mir in trocknen Perioden gemulcht, aber der Boden erwärmt sich dennoch stärker als ein gemulchter Boden der mit lebendigem Laub bedeckt ist. Mulch und Laub haben zusammen den höchsten Reduzierungsfaktor in Punkto Bodenverdunstung. Aufgrund meiner Erfahrungen konnte ich gut abschätzen was für ein Areal das Süßkartoffellaub beanspruchen würden und plante für dieses Experiment 20 Pflanzen ein. Diese Pflanzen sollten idealerweise einen Ertrag von mindestens 50k kg liefern. Meine größte Sorge war eigentlich nur der Ertrag, denn dass sich beide Kulturen prima verstehen würden wusste ich ja bereits. Windengewächse wie die Süßkartoffel können Mischkulturpartner für fast alle Kulturen sein, Sie sind als „neutral“ einzustufen und harmonieren mit ihrer Partnerkultur.
Probebohrung und Neugier befriedigen
Mit dem Abklingen der Tomatenernte im Oktober wuchs natürlich die Neugier ob der Süßkartoffelanbau in Mischkultur mit Tomaten im Tunnel von Erfolg gekrönt sein würde. Es war Zeit für eine erste Probebohrung. Mitte Oktober schnappte ich mir eine Pflanze am Rand und schaute nach. Ein Moment der Erleichterung und Freude, denn die erste Pflanze lieferte knapp 3 Kg Ertrag, mit diesem Durchschnitt war mein Ziel von 50 kg in greifbare Nähe gerückt und ehrlich gesagt beflügelte das Ergebnis meine Hoffnungen das es vielleicht sogar etwas mehr werden könnte.
Finale Ernte und ein Blick auf die Erträge
Am 19. November erntete ich meine Tomaten komplett ab, die Fruchtreife war zu diesem Zeitpunkt bereits sehr verlangsamt. Die Pflanzen mussten raus damit ich besser an die Süßkartoffeln im Zentrum des Beets gelangen konnte. Am 22. November ging es dann auch schon los mit der finalen Ernte bei den Süßkartoffeln. Die Ernte verlief sehr leicht, da ich einen Monat lang nicht gegossen hatte war die Erde ziemlich trocken, was die Ernte unheimlich erleichtert hat. Im Freiland war das immer eine sehr anstrengende Geschichte, meist mit ungemütlichen Temperaturen, da war es im trocknen Tunnel wie ein Luxusurlaub. An zwei Tagen wurde geerntet, der erste Tag brachte 35 Kg und der zweite 21 Kg, somit war die gewünschte und geplante Erntemenge von 50 Kg erreicht und sogar 10% höher als prognostiziert. Aufgrund des trockenen Bodens gab es auch kaum gebrochene Knollen, ein weiterer Pluspunkt für die Lagerung.
Hintergrundwissen und Details zum Anbau für Abo Mitglieder
Angepasstes Timing für Anzucht und Auspflanzen
Reihen und Pflanzabstand für diese Anbaumethode
Basis Düngung und Nährstoffversorgung in der Vegetationsphase
Auswirkungen durch den Schattierungseffekt
Sortenspezifische Unterschiede
Anti Wühlmaus Mulchtechnik
Die richtigen Signale für Fruchtreife
Potentiell positiver Nebeneffekt: Krautfäule Minderung
Fazit & wesentliche Erkenntnisse
Fotodokumentation mit monatlicher Entwicklung von Anfang Mai – Ende November
Geplante Fortsetzung für Abo Mitglieder
Das Curing Experiment, Süsskartoffeln länger haltbar machen.
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