Selbstversorgung kann in vielerlei Hinsicht sehr sinnvoll sein, besonders wenn man Aspekte wie Nachhaltigkeit, Gesundheit, Unabhängigkeit und das Bewusstsein für den eigenen Konsum berücksichtigt. Hier sind einige Gründe, warum Selbstversorgung vorteilhaft sein kann.
Nachhaltigkeit und Umweltschutz
Frei von Pestiziden: Gemüse zu erhalten das frei von Pestiziden ist wäre das erste wofür sich die Mühen im Gemüsegarten lohnen. Wem macht es schon Spaß jedes Mal darüber nachdenken zu müssen mit welchen Pestiziden das Obst und Gemüse aus dem Supermarkt wohl behandelt wurde. Das Thema Kopfkino über gesunde oder ungesunde Nahrung wird gestrichen. Ihr habt die volle Kontrolle. Man hat Gewissheit über das was man zu sich nimmt, wenn man es selber angebaut hat. Kennt ihr zum Beispiel Chlorpropham? Das ist ein Herbizid das nach der Ernte auf Kartoffeln gegeben wird damit sie nicht zu keimen anfangen. Es wurde erst 2021 in Deutschland verboten mit der Begründung: „Wahrscheinlich krebserregend“. Es wurde 1962 entwickelt und man hat fast 60 Jahre gebraucht um das zu verstehen? Nein danke! Und solche Beispiele gibt es haufenweise.
Vermeidung von Verpackungsmüll: Bei selbst angebauten oder produzierten Lebensmitteln fällt kein oder nur sehr wenig Verpackungsmüll an, was die Umweltbelastung reduziert. Bevor ich meinen Gemüsegarten hatte war die Gelbe Tonne immer als erstes voll. Im Jahr 2017 als ich angefangen habe war sie nur noch zu 60% gefüllt und 2018 als ich das ganze Jahr über nur noch von meinen eigenen Erzeugnissen gelebt habe, reduzierte sich der Plastikmüll um 80%, die Tonne ist jetzt fast immer leer. Natürlich muss man seine Ernten nicht wie im Supermarkt in Plastik verpacken, somit reduziert man zudem Rückstände von Weichmachern die ausdünsten und in die Nahrung übergehen könnten. Forscher haben über 1100 unbekannte Inhaltsstoffe in Kunststoffverpackungen gefunden und wissen nicht ob sie unserer Gesundheit schaden könnten. Der vorsorgliche Plastikverzicht könnte sich lohnen heißt es. Quelle: https://www.spektrum.de/news/forscher-finden-ueber-1100-unbekannte-inhaltsstoffe/1674242
Weniger CO2-Emissionen: Durch den Eigenanbau erhält man hochwertige regionale Erzeugnisse und reduziert somit den Import von Produkten die auch hier vorzüglich wachsen. Das wiederum führt zu einer Reduktion von Co2 und weiteren Emissionen da keine oder weniger Transportwege notwendig sind. Ein guter Gemüsegarten mit Mischkultur, Bienenwiese und Obstbäumen kann sehr viel CO2 speichern. Zusätzlich spart man sich das Fahren zum Supermarkt und da ich mit meinen geliebten Weidekörbchen ernten gehe, auch den Verpackungsmüll, der nicht mehr produziert werden muss. Je mehr Menschen ich in der Nachbarschaft mit meinem Körbchen mitversorge desto weniger müssen mit ihrem Auto zum Einkaufen fahren. Ich kann also gezielt dafür sorgen das auch andere weniger CO2 produzieren.
Lebensräume schaffen: Die konventionelle sowie biologische Landwirtschaft betreibt überwiegend Monokultur, natürlich ist mir die biologische lieber als die konventionelle, die zusätzlich noch massenhaft Chemie in Form von Dünger und Pestiziden verwendet. Allerdings haben beide etwas gemeinsam, sie bieten der natürlichen regionalen Flora und Fauna wenig Spielraum. Ein ordentlicher Selbstversorgergarten schafft Lebensräume für eine Vielzahl von Lebewesen durch Vielfalt. Ich kultiviere zum Beispiel 146 verschiedene Nutzpflanzen auf einer Fläche von 1500 Quadratmetern und konnte mit Zunahme der Nutzpflanzen auch eine einhergehende Zunahme an Lebewesen beobachten die zuvor nicht bei mir heimisch waren.
Artenvielfalt fördern: Es ist faszinierend zu sehen wie die Artenvielfalt mit der Pflanzenvielfalt zunimmt und es ist bemerkenswert wie gut die Natur sich selbst reguliert, wenn man ihr die Möglichkeit dazu gibt. Insekten brauchen ganz dringend giftfreie Zonen und spezifische Futterpflanzen, beides kann in einem ordentlichen Selbstversorgergarten realisiert werden.
Gesundheit und Qualität der Lebensmittel
Frische und Nährstoffe: Selbst angebaute Lebensmittel enthalten in der Regel mehr Nährstoffe und sind frischer als viele industriell produzierte Produkte. Frisch aus dem Garten ist einfach unschlagbar! Wer es kennengelernt hat, wünscht sich nichts anderes mehr. Je frischer das Gemüse desto höher der Gehalt an Vitaminen, Antioxidantien und Polyphenolen, man spürt es sehr schnell am eigenen Wohlbefinden, das Mikrobiom sowie unser Immunsystem wird durch diese Nahrung gestärkt.
Saisonale Ernährung: Selbstversorgung geht Hand in Hand mit einer saisonalen Ernährungsweise. Ich esse zum Beispiel Tomaten nur von Juli bis Dezember frisch aus meinem Garten, den Rest des Jahres verzichte ich auf frische Tomaten. Da man allerdings Tomaten wunderbar einkochen kann habe ich dennoch das ganze Jahr über Tomaten auf meinem Speiseplan in Form von eingekochter Tomatensause oder getrockneten Tomaten.
Kreativität: Als Koch im Haus ist es unbeschreiblich genial mit den frischen Zutaten aus dem Garten neue Gerichte zu kreieren. Ein Gemüsegarten steigert die Kreativität ungemein, man probiert neue Gerichte aus und erweitert seinen Horizont. Kochbücher werden zur Vergangenheit, man probiert sich spontan aus und schafft oftmals komplett neue Gerichte die angepasst sind an das was man hat. Man lernt regional und saisonal zu kochen.
Kontrolle über Inhaltsstoffe: Wenn du selbst anbaust oder herstellst, weißt du genau, was in deinen Lebensmitteln steckt. Du kannst auch auf spezielle Ernährungsbedürfnisse oder Unverträglichkeiten eingehen.
Vielfalt: In den Supermärkten bekommt man immer dieselben Produkte, alles gleich, und das auch noch das ganze Jahr über. Dabei handelt es sich um Gemüse das bestimmte Kriterien in Bezug auf den Transport, Form und Lagerfähigkeit erfüllen muss. Das bedeutet, das viel Obst z.B. grün geerntet werden muss, weil man es sonst nicht transportieren könnte. Es sieht schön aus und wird dann mit Ethylen oder anderen Gasen nachgereift. Wie das Zeug schmeckt ist sekundär, meistens sauer, fad oder bitter. In meinem Garten kann ich jedes Jahr andere Sorten anbauen bis ich die perfekte für mich gefunden habe. Ich kann zum richtigen Zeitpunkt ernten sobald meine Erzeugnisse auch reif sind, das ist unschlagbar für so eine feine Gabel wie mich.
Physisches Wohlbefinden: Physische Leistungssteigerung ist eine logische Schlussfolgerung, ohne Fleiß keinen Preis, Gartenarbeit kann an Hochleistungssport grenzen, wenn man nach althergebrachten Methoden große Flächen mit der Gartenhacke oder Grabgabel bearbeitet. Schnell bemerkt man wie gut es tut sich mehr zu bewegen, besonders für mich als EX-Webentwickler der viel vor dem PC sitzen musste ist das eine geniale Alternative den Körper in Bewegung zu bringen.
Unabhängigkeit und Selbstgenügsamkeit
Weniger Abhängigkeit von Märkten: Durch Selbstversorgung bist du weniger abhängig von Schwankungen auf den Märkten, z. B. bei Lebensmittelpreisen oder Lieferengpässen.
Sicherheit: Wenn ihr so wie ich voll in diesem Thema aufgeht und auf einmal feststellt das ihr 1 Jahr lang kein Gemüse oder Obst mehr aus dem Supermarkt bezogen habt, ja dann meine Lieben, werdet ihr feststellen das ihr in der Lage seid eure Familie ernähren zu können, und zwar nicht mit eurem Portemonnaie, sondern zu 100% effektiv durch eigene Leistung.
Resilienz: Besonders in Krisenzeiten oder bei unvorhergesehenen Ereignissen (z. B. Naturkatastrophen, Pandemien) kann Selbstversorgung eine wichtige Rolle spielen, um die eigene Versorgung aufrechtzuerhalten.
Kostenersparnis
Geringere Ausgaben: Anfangs kann der Anbau von Lebensmitteln oder die Herstellung von Produkten eine Investition erfordern (z. B. in Gartengeräte oder Saatgut), aber auf lange Sicht kannst du viel Geld sparen, da du weniger kaufen musst.
Vielseitigkeit: Du kannst auch Dinge wie Marmelade, Säfte oder getrocknete Kräuter selbst herstellen und damit die Lebenshaltungskosten weiter senken.
Ethische Gründe
Verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen: Selbstversorgung kann das Bewusstsein für die natürlichen Ressourcen stärken. Du lernst, bewusster mit Lebensmitteln und anderen Produkten umzugehen, was auch den Respekt vor der Natur fördert.
Vermeidung von Tierleid: Wenn du dich entscheidest, deine eigenen Lebensmittel zu produzieren, kannst du auf eine tierfreie oder tierfreundliche Landwirtschaft achten, was ethische und moralische Vorteile hat.
Lebensqualität und Zufriedenheit
Psychisches Wohlbefinden: Das Arbeiten in der Natur ist ein tief verankertes Grundbedürfnis als natürliches Lebewesen auf diesem Planeten. Meint ihr das die Natur uns hervorgebracht hat um als Bänker mit Zahlen zu jonglieren? Wer im Garten Zeit verbringt der merkt schnell wie gut das tut, es grenzt an Meditation im Garten zu jäten, es erdet uns, die energetischen Flüsse werden auf natürliche Weise reguliert! Man spürt das man das richtige macht und bekommt schnell Erfolge in Form von Pflanzenwachstum zu sehen. Wenn es dann ans Ernten kommt ist der Stolz über die eigenen Erzeugnisse ein toller Motivationsfaktor :-)
Handarbeit und Freude: Der Prozess des Anbaus und der Herstellung von eigenen Produkten kann sehr erfüllend sein. Viele Menschen empfinden es als beruhigend und bereichernd, etwas mit den eigenen Händen zu schaffen und zu sehen, wie die Pflanzen wachsen oder das Produkt entsteht.
Verbindung zur Natur: Der Kontakt mit der Natur und das Arbeiten im Garten oder mit natürlichen Materialien kann die Lebensqualität steigern und das Wohlbefinden fördern.
Demut und Wertschätzung: Wer Gemüse selber anbaut lernt demütig zu sein, diese Natur gibt uns unendlich viel, aber sie kann es uns auch nehmen. Die Wertschätzung für selbst angebautes Gemüse ist weit höher als für gekauftes Gemüse.
Herausforderungen der Selbstversorgung
Zeitaufwand: Selbstversorgung erfordert Zeit und Engagement, sowohl für den Anbau als auch für die Pflege, Ernte, und Verarbeitung von Lebensmitteln.
Wissen und Erfahrung: Ein gewisses Maß an Wissen ist notwendig, um effektiv und nachhaltig selbst zu versorgen, besonders bei der Gartenarbeit oder der Zubereitung / Haltbarmachen von Lebensmitteln.
Begrenzter Platz: Nicht jeder hat den nötigen Raum, um eine eigene Selbstversorgung aufzubauen, besonders in städtischen Gebieten ist das Angebot an Gartenfläche sehr begrenzt.
Fazit: Ob Selbstversorgung sinnvoll ist, hängt von den individuellen Lebensumständen und Zielen ab. Für Menschen, die in ländlichen Gebieten leben und über Zeit und Ressourcen verfügen, kann es eine sehr lohnende und erfüllende Praxis sein. In städtischen Gebieten oder bei begrenztem Raum können kleinere Formen der Selbstversorgung, wie ein Balkon- oder Urban Gardening-Projekt, ebenso erfüllend und nachhaltig sein. Es kann auch eine gute Möglichkeit sein, eine stärkere Verbindung zur Natur und zu den eigenen Lebensmitteln zu entwickeln. Letztlich ist Selbstversorgung ein Weg, die eigene Unabhängigkeit zu stärken, den ökologischen Fußabdruck zu verringern und die Lebensqualität zu steigern – und das auf eine Weise, die sowohl praktisch als auch persönlich bereichernd sein kann.
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